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174 Jahre nach der Firmengründung, neun Jahre nach der Ersteröffnung und immerhin sechs Jahre nach dem verheerenden Hochwasser im August 2002 eröffnete am 21. August 2008 das Thürmer Pianofortemuseum in Meißen wieder seine Pforten.

 

 

ferdinand thuermer grunderDie Ausstellung umreißt die Geschichte der Firma Ferd. Thürmer, die Ernst Ferdinand Wilhelm Thürmer (1804–1862) am 1. April 1834 in Meißen begründete. 1867 konnte der Sohn des Firmengründer, [Gustav Adolf] Ferdinand (1837–1900), den Betrieb in den Neubau Schloßberg 5 verlagern und die Produktion ausweiten. Hatte man zunächst fast ausschließlich tafelförmige und aufrechtstehende Klaviere (Pianinos) gefertigt, so kamen nun Flügel in verschiedenen Größen hinzu.

Schon nach relativ kurzer Zeit war ein weiterer Neubau notwendig, der 1875 in der Martinstraße 12 eröffnet wurde (in den ehemaligen Kontorräumen im ersten Stock des Hauptgebäudes ist nun das neue Pianofortemuseum untergebracht). Bereits nach wenigen Jahrzehnten reichten die Räumlichkeiten in der Martinstraße ebenfalls nicht mehr aus, und so entstand 1908 in der Ferdinandstraße eine neue, im Vergleich zu den früheren Betriebsräumen riesige Produktionsstätte: nicht weniger als fünf Stockwerke hoch und 72 m lang. Museum 05

Wie eine Zeitschrift berichtete, sorgte eine eigene „elektrische Licht- und Kraftzentrale“ für die Stromversorgung der mehr als 40 Maschinen, die für die Fertigung der Klavier- und Flügelgehäuse, die Herstellung der Mechaniken und Tastaturen sowie der Saiten erforderlich waren. Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges wurden hier weiterhin Fortepianos gebaut, wenn auch kriegsbedingt in sehr geringen Stückzahlen.

Am 30. Juni 1946 enteignete die Sowjetische Besatzungsmacht die Firma Thürmer, wandelte sie in einen ‚Volkeigenen Betrieb’ mit der Bezeichnung „Meißner Pianoforte- und Möbelfabrik. VVB Land Sachsen. Möbel-Holz-Leder“ um. Fortepianos wurden nur noch in ganz geringen Stückzahlen aus den vorhandenen Materialien gefertigt, 1955 stellte man die Klavierproduktion endgültig ein.

Jan Thürmer (geb. 1946; Ururenkel des Firmengründers), der 1955 mit seiner Mutter und den drei Geschwistern die DDR verlassen hatte, nahm 1971 in Herne die Klavierproduktion wieder auf und führte die Familientradition in fünfter Generation fort. 1988 konnte er in Bochum ein neu errichtetes Firmengebäude einweihen, das einen Kammermusiksaal, die Klavierbauwerkstatt, zahlreiche Überäume sowie Wohnmöglichkeiten für auswärtige Künstler enthält.

Museum 03Im Thürmer Pianofortemuseum wird die Firmengeschichte anhand von Pianofortes, Zeichnungen, Fotos und Presseberichten dokumentiert. 

Die Dokumente belegen, wie sich die Firma entwickelte und in welchem Tempo sie die Produktion ausweiten und neue Märkte, gerade auch im Ausland – z. B. Australien – erschließen konnte. Sie zeigen aber auch, wie der erste Weltkrieg, die nachfolgende Wirtschaftskrise sowie der zweite Weltkrieg und der Zusammenbruch sowie die Teilung Deutschlands sich auf die Firmengeschichte auswirkten.

Museum 04Die Ausstellung gibt zudem einen Überblick über die Entwicklung des Fortepianos insgesamt. Vom „cembalo col piano e forte“, das Bartolomeo Cristofori (1655–1731) um 1700 in Florenz erfand und das der sächsische Orgelbauer Gottfried Silbermann (1683–1753) in den 1720er Jahren kopierte und verbesserte, über die verschiedenen Konstruktionstypen der Klaviermechanik und der Dämpfung bis hin zu jenem Kombinationsinstrument, das in sich ein Harmonium- und ein Fortepianoteil vereint: das Harmoniumklavier.

Das Pianofortemuseum vermittelt den Meißner Bürgern und den auswärtigen Besuchern interessante Einblicke in die Geschichte eines der bedeutendsten und beliebtesten Musikinstrumente und weckt zugleich das Interesse für die Musik insgesamt und das Klavier im besonderen.